Der Kultur- und Passionsspielverein Perlesreut stellt sich nach den erfolgreichen sieben Aufführungen in diesem Sommer an der Spitze personell neu auf: Alexander Muthmann hat das Amt des 1. Vorsitzenden an den bisherigen Stellvertreter und Bürgermeister Gerhard Poschinger abgegeben. Bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Gruber hat dieser auch den Termin für die nächste Passion bekanntgegeben: Gespielt wird wieder im Sommer 2027.
Muthmann hatte den Verein im Jahr 2010 übernommen und durch vier Spielzeiten geführt. „Ich denke, wir konnten unsere Veranstaltung mit einem klasse Team immer weiterentwickeln“, resümierte der Freyunger. Als Meilenstein bezeichnete er den Bau der Zuschauertribüne für 340.000 Euro, die bereits im Jahr der Anschaffung über Förderungen, Spenden und kluges Wirtschaften refinanziert werden konnte. „Wegweisend war auch das Engagement von Klaus Wegerbauer als künstlerischer Leiter im Jahr 2018. Mit ihm ist es möglich geworden, bei der Passion Live-Musik zu spielen.“ Dies war auch heuer im Sommer so – und deshalb wurde die Passion von insgesamt 4700 Besucherinnen und Besuchern gefeiert und in höchsten Tönen gelobt.
Musikalisch spitze – wirtschaftlich erfolgreich
Neben den exzellenten Darbietungen der Musiker und Schauspieler war die Passion 2023 auch wirtschaftlich ein großer Erfolg, wie Wegerbauer und Muthmann in ihrem Bericht offenlegten. „Wir konnten trotz des widrigen Wetters am ersten Wochenende vieles wieder aufholen und wurden dafür am zweiten mit Traumabenden belohnt.“ So standen am Ende über den Ticketverkauf und das Catering Einnahmen von knapp über 150.000 Euro zu Buche, was zu einem Überschuss von 50.000 Euro führte. „Es ist sehr erfreulich, dass sich dies neben dem ganzen personellen und ehrenamtlichen Aufwand in Zahlen so positiv niederschlägt“, betonte Muthmann. Wegerbauer sagte, dass dies „nur möglich war, weil so viele Räder perfekt ineinandergegriffen und so viele Menschen mit ihrem Engagement zu diesem Erfolg beigetragen haben. Man müsse jedoch auch sagen, dass „diese Veranstaltung viele von uns körperlich, psychisch und vom zeitlichen her an die Grenze des Machbaren bringen“, schilderte Wegerbauer. Auch Muthmann sieht die Veranstaltung mittlerweile auf einem so professionellen und hohen Niveau, das sie einer Laienaufführung eigentlich längst entwachsen ist.
Muthmann zum Ehrenvorsitzenden ernannt
Für ihn persönlich ist es deshalb der richtige Zeitpunkt, um abzutreten und den Weg freizumachen für neue Impulse. „Natürlich ist da auch ein bisschen Wehmut dabei, denn trotz des gelegentlichen Ärgers und Stresses, die bei so einer Großveranstaltung dazugehören, überwiegt bei mir die Dankbarkeit für die vielen positiven Momente und die tollen Menschen, mit denen ich über so lange Zeit zusammenarbeiten durfte.“
Sein Nachfolger Gerhard Poschinger dankte Muthmann für dessen großen Einsatz und die vielen Impulse, mit denen er die Passion immer weiter nach vorne gebracht habe. „Als verdienten Lohn dafür möchten wir Dich zum Ehrenvorsitzenden unseres Vereins ernennen!“ Worte zum Abschied und des Dankes gab es zudem für zwei Frauen der ersten Stunde, die schon bei der Wiederbelebung der Perlesreuter Passion im Jahr 2005 dabei waren: Zum einen ist dies Sieglinde Schmöller, die als 3. Vorsitzende für das Catering bei den Aufführungen und das leibliche Wohl tausender Gäste und aller Mitwirkenden zuständig war. Und zum anderen Marille Holik, die als Kostümbildnerin im Lauf der Jahre aus mehr als 1100 Metern Stoff mehrere hundert Gewänder geschneidert hat.
Bei den Neuwahlen wurde Sonja Traxinger zur neuen 2. Vorsitzenden gewählt. Weiterer Stellvertreter ist der „Judas“-Darsteller Markus Boxleitner. In ihren Ämtern bestätigt worden sind Edda Wirkert (Schatzmeisterin) und Andrea Königseder (Schriftführerin).
84 Prozent der Besucher aus FRG und dem Passauer Land
Nach der Passion ist vor der Passion: Deswegen haben Gerhard Poschinger und seine Führungstruppe schon den Zeitplan für die nächste Veranstaltung festgelegt. „Wir bleiben bei dem bis zur Corona-Pause bewährten Vier-Jahres-Rhythmus und wollen im Sommer 2027 wieder spielen“, kündigte der Perlesreuter Rathauschef an. Dies kann der Verein sowohl personell als auch finanziell auf gesundem Fundament. Ausbaufähig wäre hingegen vielleicht, auch in den Jahren zwischen den Passionsspieljahren die Freiluftbühne für Veranstaltungen zu aktivieren. Und auch bei einem Blick auf die Verkaufszahlen zeigt sich, dass die Veranstaltung künstlerisch zwar weit über die Grenzen Perlesreut hinaus Bedeutung erlangt. Von den Besucherinnen und Besuchern her ist es jedoch nach wie vor ein regionales Ereignis: 58 Prozent der Tickets wurden im Landkreis Freyung-Grafenau verkauft, 26 Prozent der Gäste kamen aus dem Passauer Land. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau, wenn man an die vollen Tribünen dieses wunderbaren Passionssommers denkt.